DIE MONDFINSTERNIS AM 28.10.2004 IM ÜBERBLICK
Die totale Mondfinsternis am 28. Oktober 2004 fand recht ungünstig an einem Donnerstag zu früher Morgenstunde statt. Diese MoFi war in ihrem gesamten Verlauf von Mitteleuropa aus zu beobachten, in ihrer Endphase allerdings bereits sehr horizontnah in der hellen Dämmerung. Je nach Standort ging der Mond kurz vor oder kurz nach Sichtbarkeitsende der zweiten Halbschattenphase unter.
Während der totalen Phase war es jedoch noch vollständig dunkel. Davon hatte man in Mitteleuropa allerdings so gut wie nichts, da es von kleinen Ausnahmen abgesehen überall bedeckt war. Trotzdem gibt es jede Menge Fotos von dieser Finsternis, nämlich aus Nordamerika, wo sie wesentlich zeitgünstiger am Abend stattfand. Die Bilder zeigen einen Roten Mond mittlerer Helligkeit, vergleichbar der MoFi vom 04.05.2004.
Roter Jäger-Mond:
Bei den Algonquin-Indianern und anderen Ureinwohnern Nordamerikas hatte jeder Vollmond im Jahreslauf einen spezifischen Namen. Diese Bezeichnungen wurden von den europäischen Siedlern übernommen. Der Oktober-Vollmond wurde als "Hunter's Moon" (Jäger-Mond) bezeichnet, weil um diese Jahreszeit die Jagdsaison ihren Höhepunkt erreichte.
ZEITPLAN DER MONDFINSTERNIS AM 28.10.2004 |
Mondaufgang (50°N 10°E): | 17.50 Uhr MESZ |
Sonnenuntergang (50°N 10°E): | 18.05 Uhr MESZ |
Eintritt in den Halbschatten (1. Kontakt): | 02.06 Uhr MESZ |
Sichtbarkeitsbeginn (SB): | ∼ 02.40 Uhr MESZ |
Eintritt in den Kernschatten (2. Kontakt): | 03.14 Uhr MESZ |
Beginn der totalen Phase (3. Kontakt): | 04.23 Uhr MESZ |
Maximale Verfinsterung: | 05.04 Uhr MESZ |
Ende der totalen Phase (4. Kontakt): | 05.45 Uhr MESZ |
Austritt a. d. Kernschatten (5. Kontakt): | 06.54 Uhr MESZ |
Sichtbarkeitsende (SE): | ∼ 07.30 Uhr MESZ |
Austritt aus dem Halbschatten (6. Kontakt): | 08.03 Uhr MESZ |
Sonnenaufgang (50°N 10°E): | 08.03 Uhr MESZ |
Monduntergang (50°N 10°E): | 08.18 Uhr MESZ |
ZUM ÜBERSICHTSDIAGRAMM VON FRED ESPENAK (NASA) (Hinweis dazu: MEZ = UT + 1 Stunde)
Vorhergesagte Helligkeit: -1.0 mag
(Quelle: Anthony Mallama)
Beobachtete Helligkeit: -2.2 bis - 2.8 mag
Beobachteter Danjon-Wert: 2.5 bis 3.0
(Quellen Tim P. Cooper, Helio C. Vital)
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Erstellt mit OCCULT 2.0.1.
Situation bei Finsternismitte für 50°N / 10°E.
Erstellt mit WIN-ECLIPSE 3.2 von Heinz Sscibrany.
(Dünner Ring = Halbschatten; dunkle Fläche = Kernschatten)
WO KONNTE MAN DIE MONDFINSTERNIS SEHEN?
Die Mondfinsternis am 28.10.2004 war im gesamten deutschsprachigen Raum in voller Länge sichtbar. Für einen Ort 50° nördlicher Breite und 10° östlicher Länge ging der Mond zum Zeitpunkt des 6. Kontaktes (= Ende der Halbschattenfinsternis) unter, gut 30 Minuten nachdem die theoretische Sichtbarkeit der Halbschattenfinsternis ohnehin beendet war. Die totale Verfinsterung trat bei einer Horizonthöhe des Mondes zwischen etwa 30° und 20° bei noch absolut dunklem Himmel ein; die Umstände waren also deutlich besser als bei der letzten MoFi am 04.05.2004, aber nicht so gut wie am 08./09.11.2003. Je weiter westlich Sie sich befanden, desto später setzte die Dämmerung ein und desto höher stand der Mond gegen Ende der MoFi noch über dem Horizont.
Wir haben für Sie ein Infoblatt erstellt, das für 20 Städte, die den gesamten deutschsprachigen Raum abdecken, den Ablauf der MoFi mit Horizonthöhen und Dämmerungsgraden darstellt. Sie können sich das Infoblatt als PDF-DATEI (118 kb) herunterladen.
In Mittel-, West- und Nordeuropa, Island, Grönland, Süd-, Mittel- und Nordamerika (mit Ausnahme von Alaska), dem westlichen Afrika und auf den atlantischen Inseln war diese Mondfinsternis in ganzer Länge sichtbar. Im mittleren und westlichen Asien und im Osten Afrikas ging der Mond kurz nach Ende der totalen Phase unter, noch weiter östlich positionierte Beobachter z.B. in Indien mussten sich mit der ersten partiellen Phase zufrieden geben. Japan, Ost- und Südostasien sowie Australien, Neuseeland und die meisten der pazifischen Inseln bekamen von dem Ereignis gar nichts mit.
Für Beobachter im mittleren und östlichen Pazifik (Hawaii, Tahiti, Osterinsel) und in Alaska fand die MoFi in den Abendstunden des 27. Oktober statt. Dort ging der Mond bereits mehr oder weniger stark verfinstert auf; auf der Osterinsel z.B. trat die totale Phase unmittelbar nach Mondaufgang am noch hellen Dämmerungshimmel ein.
Wer die zweite MoFi des Jahres 2004 vollständig beobachten wollte, war in Mitteleuropa - sieht man einmal von der unchristlichen Tageszeit ab - also gar nicht so schlecht aufgehoben. Wer dem um diese Jahreszeit notorisch schlechten Wetter entgehen wollte, konnte sein Glück z.B. auf den Kanaren versuchen.
Erstellt mit LUNECLIP.
Erstellt mit OCCULT 2.0.1.
WIE BEOBACHTET MAN DIE MONDFINSTERNIS?
Zum Beobachten einer Mondfinsternis benötigen Sie eigentlich nichts außer Ihren Augen. Wenn Sie ein Fernglas, und sei es auch nur ein kleines Opernglas, besitzen, so sollten Sie dieses zusätzlich benutzen - der Anblick des Roten Mondes ist dann noch um vieles eindrucksvoller! Meiden sollten Sie künstliche Lichtquellen. Was Sie dagegen unbedingt suchen müssen, ist ein Platz mit freiem Blick zum Nordwest-Horizont, zumindest wenn Sie die MoFi bis zum Ende verfolgen möchten. In den Mittelgebirgen und in den Alpen ist es unter Umständen gar nicht einfach, einen solchen Platz zu finden. Hochgelegene Stellen am Westrand der Gebirge kommen am ehesten infrage. Dagegen kann im Flachland der beste Beobachtungsplatz durchaus das heimische Küchenfenster sein. Insbesondere in der Endphase sind Sie bei dieser MoFi auf einen wolkenfreien Himmel angewiesen, denn Wolken häufen sich nun einmal aufgrund des flachen Blickwinkels in Horizontnähe ......
Spezielle Hinweise
Bei der Beobachtungsplanung ist zu beachten, dass der Mond sich im Verlauf der Finsternis immer mehr dem Horizont nähert. Wenn um 05.45 MESZ das Ende der totalen Phase erreicht ist, sind es nur noch 22°; bis zum Sichtbarkeitsende der zweiten Halbschattenphase sinkt der Mond auf 6° ab. Wer in einem dicht bebauten Wohnviertel oder in einem tieferen Tal wohnt, wird es gar nicht so einfach haben, einen geeigneten Platz zu finden, der die Beobachtung des gesamten Finsternisverlaufs erlaubt. Am besten sieht man sich bereits ein paar Tage vor der MoFi entsprechend um. Vielfach reicht es bereits aus, in eine ländliche Gegend am Stadtrand zu fahren, möglichst Richtung Nordwesten: dann haben Sie die störende Lichtglocke der Stadt hinter sich.
Bewegung des Mondes vor dem Fixsternhintergrund während der Mondfinsternis am 28.10.2004. Klicken Sie bitte auf die Vorschaugrafik, um die GIF-Animation (322 kb) in einem separaten Fenster zu öffnen.
Im Mai dieses Jahres hatten die Planeten Venus, Mars, Jupiter und Saturn einen prachtvollen Rahmen für die Mondfinsternis am 04.05.2004 gebildet. Jetzt im Oktober sind sie alle am Morgenhimmel versammelt. Jedoch geht die helle Venus erst etwa zur Finsternismitte auf, Jupiter folgt etwas später, der lichtschwache Mars erst in der Dämmerung. Bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung steht letztgenannter erst etwa 6° über dem Horizont, weshalb er wahrscheinlich nur mit einem Fernglas erspäht werden kann. Als einziger Planet ist Saturn schon bei Beginn der Mondfinsternis am frühen Morgen sichtbar. Er befindet sich im Sternbild Zwillinge dicht unterhalb der hellen Sterne Castor und Pollux, mit denen er eine auffällige Dreierkette bildet.
Unbestrittener Mittelpunkt dieser Planetenparade am Morgenhimmel ist die Venus, die zwischen Anfang September und Ende Dezember an den 4 anderen mit bloßem Auge sichtbaren Planeten vorbeiläuft (mehr Infos dazu gibt es auf Venustransit.de).
Nachfolgend präsentieren wir Ihnen 3 Diagramme (erstellt mit RedShift 4), die den Himmelsanblick am 28.10.04, dem Morgen der Mondfinsternis, darstellen. Streng genommen gelten Sie nur für die Koordinaten 50°N/10°E; dieser Ort liegt jedoch ziemlich im Zentrum von Mitteleuropa, sodass die Karten für das gesamte Gebiet verwendet werden können.
Himmelsanblick am 28.10.04 um 02.30 MESZ (links), um 05.00 MESZ (Mitte) und um 07.30 MESZ (rechts) Klicken Sie bitte auf die Karten, um vergrößerte Ansichten in einem separaten Fenster zu öffnen.
Himmelsausschnitt um den Mond zur Finsternismitte. Der gelbe Kreis hat einen Durchmesser von 10 Bogengraden. Bitte klicken Sie auf das Bild, um dieses in Originalgröße in einem separaten Browserfernster zu sehen.
WIE WAR DAS WETTER AM 28.10.2004?
Das Wetter in Mitteleuropa wurde in der Nacht vom 27. auf den 28.10.2004 durch ein nahezu ortsfestes Sturmtief vor der Südküste Irlands bestimmt. 2 Tage vor der Mondfinsternis hatte noch die Hoffnung bestanden, dass die auf dem Satellitenbild (unten) zu sehende Wolkenfront rasch genug nach Osten ziehen würde, um zumindest im westlichen Mitteleuropa die MoFi beobachten zu können. Doch die Front kam immer langsamer voran, weshalb es zum Zeitpunkt der totalen Verfinsterung fast im gesamten deutschsprachige Raum bedeckt war. Lediglich im Südosten von Bayern und im Osten von Österreich gab es gebietsweise klaren Himmel. Allerdings störte dort vor allem in tieferen Lagen Nebel. Vereinzelt wurde die Finsternis auch am Nordrand der bayaerischen Alpen erfolgreich beobachtet, weil der Föhn für Auflockerungen sorgte.
In der Mitte und im Osten Deutschlands war der Mond während der einleitenden partiellen Phase noch hier und da durch eine Hochnebelschicht schemenhaft zu erkennen, bevor von Westen her die dichte Bewölkung aufzog.
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