ERNTEMOND FÜR GENIESSER

PARTIELLE MONDFINSTERNIS AM 07.09.2006

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Die MoFi am 07.09.2006 im Überblick

Wo konnte man die MoFi sehen?

Wie beobachtet man die MoFi?

Wie war das Wetter am 07.09.2006?

Links zur MoFi am 07.09.2006

UNSER BERICHT MIT FOTOS



DIE MONDFINSTERNIS AM 07.09.2006 IM ÜBERBLICK

Die partielle Mondfinsternis am 07. September 2006 fand beobachterfreundlich in den frühen Abendstunden statt; noch vor 21.00 Uhr wurde an diesem Donnerstag das Maximum der MoFi erreicht. Wohl kaum ein Sternfreund wollte sich dieses Ereignis daher entgehen lassen, obwohl keine allzu spektakuläre Himmelsschau zu erwarten war; es reichte wegen des bescheidenen Verfinsterungsgrades nur zu einer Delle am oberen (nördlichen) Mondrand.
Dennoch ergaben sich für die Genießer unter Fotografen reizvolle Motive, da sich das Geschehen am allmählich dunkler werdenden Dämmerungshimmel dicht über dem Horizont abspielte. Leider trübte eine durchziehende Kaltfront in weiten Teilen Mitteleuropas das Vergnügen beträchtlich; erstaunlich viele Beobachter konnten dennoch das Geschehen zumindest phasenweise verfolgen. Richtig gute Bedingungen herrschten nur im Osten Österreichs, wo eine Reihe eindrucksvoller Bilder entstand.

Ungetrübter Blick
Bonn, 07.09.2006, 22.00 MESZ: endlich haben die Wolken den Mond frei gegeben; er steht jedoch nur noch im Halbschatten der Erde.


Erntemond:
Bei den Algonquin-Indianern und anderen Ureinwohnern Nordamerikas hatte jeder Vollmond im Jahreslauf einen spezifischen Namen. Diese Bezeichnungen wurden von den europäischen Siedlern übernommen. Der September-Vollmond wurde als "Harvest Moon" (Erntemond) bezeichnet, weil im hellen Licht des Vollmondes die Ernte auch bei Nacht eingebracht werden konnte.



ZEITPLAN DER MONDFINSTERNIS AM 16.08.2008
Eintritt in Halbschatten (1. Kontakt):18.42 Uhr MESZ
Sichtbarkeitsbeginn (SB):∼19.30 Uhr MESZ
Sonnenuntergang (50°N 10°E):19.51 Uhr MESZ
Mondaufgang (50°N 10°E):19.52 Uhr MESZ
Eintritt in Kernschatten (2. Kontakt): 20.05 Uhr MESZ
Maximale Verfinsterung: 20.51 Uhr MESZ
Austritt aus Kernschatten (3. Kontakt): 21.38 Uhr MESZ
Sichtbarkeitsende (SE):∼22.20 Uhr MESZ
Austritt aus Halbschatten (4. Kontakt): 23.00 Uhr MESZ
Sonnenaufgang (50°N 10°E):06.45 Uhr MESZ
Monduntergang (50°N 10°E):07.23 Uhr MESZ
ZUM ÜBERSICHTSDIAGRAMM VON FRED ESPENAK (NASA)
(Hinweis dazu: MESZ = UT + 2 Stunden)



Ablauf der MoFi
Erstellt mit OCCULT 2.0.1.


Partielle Mondfinsternis am 07.09.06, Situation bei Finsternismitte   (50° N/10° E)
Situation bei Finsternismitte für 50°N / 10°E. Erstellt mit WIN-ECLIPSE 3.2 von Heinz Sscibrany.
(Dünner Ring = Halbschatten; dunkle Fläche = Kernschatten)





WO KONNTE MAN DIE MONDFINSTERNIS SEHEN?

Die Mondfinsternis am 07.09.2006 fand für uns in Mitteleuropa unter recht günstigen Voraussetzungen in den Abendstunden statt (Finsternismitte um 20.51 MESZ). Leider spielte sich das ganze Geschehen ziemlich horizontnah ab. Auf 50° nördlicher Breite und 10° östlicher Läge stand der Mond bei seinem Aufgang bereits tief - und bei klarem Himmel mit bloßem Auge sichtbar - im Halbschatten der Erde. Kurz danach trat er in den Kernschatten ein, d.h. die partielle Verfinsterung begann. Bis zur Finsternismitte um 20.51 hatte der Mond lediglich eine Höhe von 8° über dem Ost-Horizont erreicht; selbst zum Ende der Sichtbarkeit gegen 22.20 MESZ waren es erst 20°.
Im Südosten Mitteleuropas, z.B. in Wien, waren die Bedingungen etwas besser, da der Mond 30 Minuten früher aufging. Deshalb konnte hier der gesamte Ablauf der Finsternis - vom Sichtbarkeitsbeginn der einleitende Halbschattenfinsternis an - beobachtet werden, und der Erdtrabant stand zur Finsternismitte etwas höher am Himmel. Dagegen begann im Nordwesten, z.B. auf Sylt, die partielle Phase bereits vor Mondaufgang. Zur Finsternismitte ging die helle bürgerliche Dämmerung gerade zu Ende.

Wir haben für Sie ein Infoblatt erstellt, das für 20 Städte, die den gesamten deutschsprachigen Raum abdecken, den Ablauf der MoFi mit Horizonthöhen und Dämmerungsgraden darstellt. Ferner finden Sie für jeden der 20 Orte ein Diagrammm, das den Verfinsterungsgrad 5 Minuten nach Mondaufgang darstellt. Sie können sich das Infoblatt als PDF-DATEI (284 kb) herunterladen.

Wer diese MoFi bei größerer Höhe über dem Horizont beobachten wollte, konnte dies im östlichen Mittelmeergebiet, z.B. an der türkischen Riviera oder in Ägypten, tun. Den Platz in der ersten Reihe (GRAFIK) hatten bei dieser MoFi aber Beobachter auf den Inseln im Indischen Ozean. Auch in der Osthälfte Afrikas, in ganz Asien mit Ausnahme des Nordostens, Australien und der östlichen Antarktis war die Mondfinsternis in ihrem kompletten Verlauf sichtbar.
In Westafrika war die Finsternis wie in großen Teilen Europas bei Mondaufgang bereits im Gange, während sie sich in Neuseeland und dem West-Pazifik bei Mondaufgang schon dem Ende zuneigte. Pech hatten diesmal die Bewohner beider amerikanischer Subkontinente, der Inseln des mittleren und östlichen Pazifiks und Grönlands, denn sie bekamen von diesem Himmelsschauspiel leider nichts zu sehen.


Sichtbarkeit MoFi, Erdkarte
Klicken Sie bitte auf die Karte, um eine vergrößerte Ansicht in einem separaten Fenster zu öffnen!

Sichtbarkeit MoFi, Erdgloben
Erstellt mit OCCULT 2.0.1.




WIE BEOBACHTET MAN DIE MONDFINSTERNIS?

Zum Beobachten einer Mondfinsternis benötigen Sie eigentlich nichts außer Ihren Augen. Wenn Sie ein Fernglas, und sei es auch nur ein kleines Opernglas, besitzen, so sollten Sie dieses zusätzlich benutzen - der Anblick des partiell verfinsterten Mondes ist dann noch um vieles eindrucksvoller! Meiden sollten Sie künstliche Lichtquellen. Was Sie dagegen unbedingt suchen müssen, ist ein Platz mit freiem Blick bis fast hinunter zum Ost-Horizont, zumindest wenn Sie die MoFi von Anfang an verfolgen möchten. In den Mittelgebirgen und in den Alpen ist es unter Umständen gar nicht einfach, einen solchen zu finden. Hochgelegene Stellen am Ostrand der Gebirge kommen am ehesten infrage. Dagegen kann im Flachland der beste Beobachtungsplatz durchaus das heimische Küchenfenster sein. Insbesondere in der Anfangsphase sind Sie bei dieser MoFi auf einen wolkenfreien Himmel angewiesen, denn Wolken häufen sich nun einmal aufgrund des flachen Blickwinkels in Horizontnähe.

Spezielle Hinweise
Bei der Beobachtungsplanung ist zu beachten, dass der Mond nach seinem Aufgang nur sehr allmählich an Höhe gewinnt. Zur Finsternismitte hat er sich gerade einmal 8° vom Horizont entfernt, und wenn gegen 22.20 MESZ das Sichtbarkeitsende der zweiten Halbschattenphase erreicht ist, sind es erst 20°. Zum Vergleich: bei der "Abend-MoFi", die am 09.01.2001 vielerorts beobachtet wurde, hatte der Mond fast die gleiche Horizonthöhe bereits bei Sichtbarkeitsbeginn der ersten Halbschattenphase. Wer in einem dicht bebauten Wohnviertel oder in einem tieferen Tal wohnt, wird es gar nicht so einfach haben, einen geeigneten Beobachtungsort zu suchen. Am besten sieht man sich bereits ein paar Tage vor der MoFi entsprechend um. Vielfach reicht es aus, in eine ländliche Gegend am Stadtrand zu fahren, möglichst Richtung Osten: dann haben Sie die störende Lichtglocke der Stadt hinter sich.

Ablauf der Mondfinsternis am 07.09.06  für 50°N/10°E
Bewegung des Mondes vor dem Fixsternhintergrund während der Mondfinsternis am 07.09.06.
Klicken Sie bitte auf die Vorschaugrafik, um die GIF-Animation (320 kb) in einem separaten Fenster zu öffnen.



Himmelsausschnitt um den Mond zur Finsternismitte
Himmelsausschnitt um den Mond zur Finsternismitte. Der gelbe Kreis hat einen Durchmesser von 10 Bogengraden.
Bitte klicken Sie auf das Bild, um dieses in Originalgröße in einem separaten Browserfernster zu sehen.



Die Mondfinsternis am 07.09.2006 spielt sich zunächst am noch hellen Dämmerungshimmel ab. Als erstes Himmelsobjekt (abgesehen vom Mond) erscheint tief im Südwesten der hell leuchtende Planet Jupiter. Gegen 21.00 Uhr ist es dann so dunkel geworden, dass die wichtigsten Sterne und Sternbilder zu sehen sind. Ein Stück links von Jupiter funkelt im Horizontnähe der rötliche Antares, der Hauptstern des Skorpions. Rechts von Jupiter, aber deutlich höher beherrscht Arktur eine sonst an hellen Sternen arme Gegend. Sie können Arktur übrigens auch finden, indem Sie die Deichsel des Großen Wagens verlängern. Wenn Sie der Horizontlinie nach Norden folgen, entdecken Sie in Richtung NNO einen weiteren hellen Stern. Es handelt sich um Kapella im Fuhrmann, die in Mitteleuropa niemals untergeht. Beherrscht wird die Szenerie jedoch vom "Sommer-Dreieck", das aus Atair (Sternbild Adler), Wega (Leier) und Deneb (Schwan) besteht. Wega steht praktisch senkrecht über Ihnen im Zenit.
In den folgenden 2 Stunden bis zum Finsternisende geht Jupiter im Südwesten unter. Im Südosten geht ein weiterer heller Stern auf. Es ist Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch, der bei uns nur in den Herbstmonaten beobachtet werden kann. Inzwischen ist es ganz dunkel geworden; trotzdem sind nicht allzu viele Sterne zu sehen, denn der Vollmond überstrahlt mit seiner enormen Helligkeit viele schwächere Himmelsobjekte einschließlich der Milchstraße, die sich von SSW nach NNE quer über den Himmel zieht.

Nachfolgend präsentieren wir Ihnen 2 Diagramme (erstellt mit RedShift 4), die den Himmelsanblick bei Dunkelheitseinbruch und gegen Ende der Mondfinsternis darstellen. Streng genommen gelten Sie nur für die Koordinaten 50°N/10°E; dieser Ort liegt jedoch ziemlich im Zentrum von Mitteleuropa, sodass die Karten für das gesamte Gebiet verwendet werden können.


Himmelsanblick am 07.09.06 um 21.00 MESZ Himmelsanblick am 07.09.06 um 23.00 MEZ
Himmelsanblick am 07.09.2006 um 21.00 MESZ (links) und um 23.00 MESZ (rechts).
Klicken Sie bitte auf die Karten, um vergrößerte Ansichten in einem separaten Fenster zu öffnen.





WIE WAR DAS WETTER AM 07.09.2006?

Als am 04.09.2006 der erste "MoFi-Wetterbericht" erschien, waren die Aussichten zunächst für den Westen Mitteleuropas bescheiden, für den Osten dagegen ganz brauchbar. In den folgenden 48 Stunden verschlechterten sich die Prognosen insgesamt. Erst in der Nacht vor der MoFi wurde klar, dass zwar eine Kaltfront von Norden her durchziehen würde, davor und dahinter aber mit Wolkenlücken zu rechnen sein würde. Da die Front in ihrem Ostteil stärker ausgeprägt war als weiter westlich, bestanden die besten Beobachtungschancen nunmehr im Westen. Dort wirkte sich zudem positiv aus, dass die Front sehr rasch durchzog. So konnten die meisten Beobachter in der Westhälfte Deutschlands mehr oder weniger lange Abschnitte der MoFi verfolgen. Dagegen war der Himmel im Osten Deutschlands, in der Schweiz und im Westen Österreichs praktisch durchgehend bedeckt; im Süden Deutschlands führte in einigen Fällen eine Wolkenlückenjagd per Auto zum Erfolg. In der ersten Reihe saßen diesmal die MoFi-Fans in der Osthälfte Österreichs, wo das Himmelsschauspiel bei klarem Himmel ungestört genossen werden konnte.

WETTERRÜCKBLICK BEI ASTROWETTER.COM

Satellitenbild (Infrarot, Ausschnitt) von NOAA 17 vom 07.09.2006, 19.50 UT
Satellitenbild (Infrarot, Ausschnitt) von NOAA 17 vom 07.09.2006, 19.50 UT (= 21.50 MESZ).
Das weiße Quadrat markiert die ungefähre Lage von Bonn; der Pfeil deutet auf die Wolkenformationen, die bis zur Entstehungszeit der Aufnahme den Mond für Beobachter in Bonn verdeckt hatte.
Image courtesy to Dundee Satellite Receiving Station, Dundee University, Scotland.




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Alexander Grüner & Martin Elsässer: Bericht und Fotos aus Grüngiebing - LINKTIP

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Stephan Heinsius: Bericht und Fotos aus Dreieich

Manfred Holl: Bericht aus Meilsdorf

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Mikhail Maslov: Bericht & Fotos aus Russland

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Sabahattin Bilsel: Fotos aus der Türkei

ISS 13: Foto aus dem Weltraum


LITERATUR

Baer, Thomas (2006): Himmelsereignis zur Prime Time - Die partielle Mondfinsternis am 7. September. Sterne & Weltraum 9/2006, 64-65.