Dies war die dritte totale Mondfinsternis binnen eines Jahres, welche wiederum von Mitteleuropa aus nur in Teilen ihres Verlaufs zu sehen war. Zumindest lag der Termin sehr familienfreundlich: nämlich an einem Samstagnachmittag im Advent. Zur Beobachtung benötigte man einen Platz mit freiem Blick nach Nordosten. Dort sollte der Mond nämlich als schmale Sichel kurz nach Ende der totalen Phase aufgehen. Nordöstlich einer Linie Hamburg - Chemnitz erfolgte der 4. Kontakt bereits knapp über dem Horizont. Sehr wahrscheinlich würde der verfinsterte Mond aber am noch fast taghellen Himmel dann nicht zu sehen sein. Wer den Roten Mond und die Finsternis in Ihrem ganzen Verlauf beobachten mochte, musste noch viel weiter nach Osten fahren, z.B. nach Australien oder nach Japan.
Die Mondfinsternis am 10.12.2011 hat im deutschsprachigen Raum bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit gefunden wie ihre Vorgängerin. Das mag zum einen daran liegen, dass es diesmal keinen Medienhype gab; zudem wurde z.B. in Zeitungsbeiträgen deutlich darauf hingewiesen, dass die MoFi bei uns nur partiell zu sehen wäre und dass die Wetterprognosen ungünstig seien. Zum anderen fiel das Ereignis zwar auf einen Samstagnachmittag, der sich aber eben auch für Weihnachtseinkäufe anbot. Diejenigen, die dennoch rausgingen und klaren Himmel hatten, wurden mit einer stimmungsvollen Finsternis in der Abenddämmerung belohnt, die z.B. unser oben eingebettetes Video widergibt. Legt man die diesmal spärlich bestückte Fotogalerie von Spaceweather.com zu Grunde, so wurde diese Finsternis auch international wenig beachtet. Dem war allerdings nicht ganz so, wie zahlreiche Fotos und Videos auf Diensten wie Flickr oder Youtube belegen.
Regelrecht zelebriert wurde das Ereignis in der sehr aktiven indischen Astronomieszene. Aus Anlass der MoFi hatte man die Solar Eclipse Conference 2011 nach Delhi geholt. Den internationalen Teilnehmern wurde im Vorfeld der Tagung eine MoFi-Exkursion in die Randgebiete des Himalaya angeboten, wo die Wetterbedingungen ausgesprochen gut waren.
Aus wissenschaftlicher Sicht gab es eine Premiere zu vermelden: erstmals bei einer Mondfinsternis wurde mit einer Raumsonde (LRO), die um den Mond kreist, untersucht, wie rasch sich die Oberfläche des Erdtrabanten während der MoFi abkühlt.
Wanderung des Mondes durch den Erdschatten.
Erstellt mit WIN-ECLIPSE 3.6 von Heinz Scsibrany.
(Dünner Ring = Halbschatten; dunkle Fläche = Kernschatten)
Die Mondfinsternis am 10.12.2011 war für mitteleuropäische Beobachter gleichsam ein Spiegelbild der MoFi vom 21. Dezember des Vorjahres. Diesmal spielte sich das Geschehen bei Mondaufgang am Abendhimmel und damit am Nordost-Horizont ab. Auf 50° nördlicher Breite und 10° östlicher Länge ging der Mond etwa 20 Minuten nach Ende der Totalität als Sichel auf. Im Nordosten, z.B. in Mecklenburg, schienen die Bedingungen auf den ersten Blick besser zu sein, weil der Mond noch total verfinstert über den Horizont trat. Man konnte ihn allerdings am fast taghellen Dämmerungshimmel auch dort erst wahrnehmen, nachdem die Totalität beendet war und wieder direktes Sonnenlicht auf die Mondoberfläche fiel. Als der Mond im Südwesten von Mitteleuropa, z.B. in der Westschweiz, aufging, hatte er den Kernschatten bereits zur Hälfte verlassen. Je weiter östlich und nördlich man sich befand desto mehr bekam man also von der MoFi zu sehen.
Als Service für Sie hatten wir Animationen des Ablaufs der Mondfinsternis für ein paar Orte in Mitteleuropa erstellt und als Videos auf unseren Youtube-Account hochgeladen. Alle Animationen beginnen bei Mondaufgang und enden kurz nach Austritt des Monds aus dem Halbschatten:
Wer die Finsternis in voller Länge erleben mochte, musste mindestens bis nördlich des Polarkreises (Polarnacht!) oder nach Russland reisen. Wirklich optimal beobachten konnte man diese MoFi allerdings erst im östlichen Asien, in Australien und in Teilen des pazifischen Raums.
In westlichen Asien und auf den Inseln im Indischen Ozean (Seychellen, Mauritius usw.) ging der Mond vor oder während der totalen Phase auf; im Nahen und Mittleren Osten war die Situation ähnlich ungünstig wie in Mitteleuropa. Nord- und Mittelamerika sowie der östliche Pazifik erlebten die MoFi bei Monduntergang in der Morgendämmerung. Für das westliche Afrika, große Teile des Atlantiks, Südamerika und die Antarktis stand der Mond während des gesamten Finsternisverlaufs unter dem Horizont.
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Zum Beobachten einer Mondfinsternis benötigen Sie eigentlich nichts außer Ihren Augen. Wenn Sie ein Fernglas, und sei es auch nur ein kleines Opernglas, besitzen, so sollten Sie dieses zusätzlich benutzen - der Anblick des verfinsterten Mondes am Dämmerungshimmel ist dann noch um vieles eindrucksvoller! Was Sie unbedingt suchen müssen, ist ein Platz mit freiem Blick zum Nordost-Horizont. In den Mittelgebirgen und in den Alpen ist es unter Umständen gar nicht einfach, einen solchen zu finden. Hochgelegene Stellen am Ost- oder Nordrand der Gebirge kommen am ehesten in Frage. Dagegen kann im Flachland der beste Beobachtungsplatz durchaus das heimische Küchenfenster sein. Mehr noch als sonst sind Sie bei dieser MoFi auf einen absolut wolkenfreien Himmel angewiesen, denn Wolken häufen sich nun einmal aufgrund des flachen Blickwinkels in Horizontnähe ......
Sollte es aber wirklich klar sein, so ergeben sich gerade auf Grund der Dämmerungssituation und der Horizontnähe des Mondes für Fotografen wieder einmal spannende Motive.
Bewegung des Mondes vor dem Fixsternhintergrund während der Mondfinsternis am 10.12.2011 in 1-Minuten-Schritten (links) und in 5-Minuten-Schritten (rechts). Beide Animationen beginnen bei Mondaufgang. Erstellt mit Redshift 4.
Himmelsausschnitt um den Mond unmittelbar nach Mondaufgang. Der gelbe Kreis hat einen Durchmesser von 10 Bogengraden Bitte klicken Sie auf das Bild, um dieses in Originalgröße in einem separaten Browserfernster zu sehen.
Damit Sie einen Eindruck gewinnen, was außer der MoFi noch am Himmel zu sehen ist, präsentieren wir Ihnen nachfolgend ein Diagramm, das den Himmelsanblick am 10.12.2011 zum Sichtbarkeitsende der Finsternis darstellt. Streng genommen gilt es nur für die Koordinaten 50°N/10°E; dieser Ort liegt jedoch ziemlich im Zentrum von Mitteleuropa, sodass die Karte für das gesamte Gebiet verwendet werden kann.
Himmelsanblick am 10.12.2011 um 18.00 MEZ. Erstellt mit Redshift 4.
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Das Wetter in Mitteleuropa war während der Mondfinsternis am 10.12.2011 durchwachsen. Während der Norden Deutschlands und große Teile des Alpenraums unter einer geschlossenen Wolkendecke lagen, wechselten sich im übrigen Gebiet Wolkenfelder und Aufklarungen ab (s. nachstehende Grafiken). Letztere nahmen zum Ende der MoFi hin deutlich zu. Viele Beobachter, die sich in einem solch begünstigten Bereich aufhielten, hatten allerdings damit zu kämpfen, dass ein am Horizont liegendes weit entferntes Wolkenfeld die Sicht auf den aufgehenden Mond versperrte. In einigen Fällen ließ der Mond sich erst nach Ende der Finsternis sehen; anderswo zeigte er sich aber noch rechtzeitig. Es gibt kaum Fotos und Videos aus Mitteleuropa, wo nicht einige Wolken zu sehen sind, die oftmals die ohnehin malerische Stimmung einer Mondfinsternis in der Dämmerung noch steigerten.